Willkommen im Café der Wunder: Wird Marius seine Herausforderungen hier in den Griff bekommen?
Heute möchte ich dir von Marius erzählen, der sich über etwas den Kopf zerbricht, für das er einfach keinen Ausweg findet. Als er in einem kleinen Café auf einen alten Bekannten trifft, stellt der ihm eine Frage, die seine Situation in ein anderes Licht rückt.
Im Café der Wunder stellt Ben die richtigen Fragen. Foto: Toa Heftiba / unsplash
Das Café der Wunder
Als Marius das Café in einer Seitenstraße Münchens betrat, erkannte er den Mann mit dem weißen Bart sofort. »Ben«, rief er und steuerte geradewegs auf den älteren Herrn zu, der mit einer großen Kaffeetasse auf einem Stuhl am Fenster saß. Einige Gäste drehten sich neugierig zu ihnen herum. »Was verschlägt dich als Nordlicht so weit in den Süden?«, fragte Marius mit einem breiten Grinsen, als er beim Tisch angekommen war, und deutete auf den gegenüberliegenden freien Platz. »Darf ich?«
Benjamin sah zu ihm auf und schmunzelte. »Nur zu! Das ist ja eine schöne Überraschung. Ich bin tatsächlich zum ersten Mal in Bayern. Habe mir einen zweiten Heißluftballon geleistet und hole ihn heute ab. Und was ist mir dir? Du bist nach unserer Ballonfahrt im letzten Jahr also wirklich quer durch Deutschland zu deiner Freundin gezogen?«
»Ja, das bin ich.« Marius schaute auf die Uhr. »Mina kommt in einer halben Stunde – ich bin etwas früh dran.« Er zeigte auf die Tasse in Bens Hand. »Ich erinnere mich«, bemerkte er schmunzelnd. »Du hast mir damals erzählt, dass der Morgenkaffee am Fensterplatz eines deiner liebsten Rituale ist.«
Ben nickte. »So ist es – egal, wo ich mich gerade aufhalte. Du weißt doch: Eine Spur von Gewohnheit gibt mir Halt in der schnelllebigen Welt.«
Dein persönliches Café der Wunder kann überall auf der Welt sein. Halte Ausschau! Foto: Pixel2013 / pixabay
Ehrlichkeit wirkt Wunder
Marius senkte den Kopf und starrte wortlos auf die Tischplatte. Ben sah ihn aufmerksam an, dann nippte er am Kaffee und wartete geduldig.
»Ein wenig Erdung würde mir wohl auch guttun«, murmelte Marius schließlich mehr an sich selbst gerichtet als an den väterlichen Freund.
Ben blickte durch das Fenster in den Himmel hinauf, wo sich die Morgensonne langsam gegen den Frühnebel durchsetzte. »Von dort oben wirkt alles so einfach«, sagte er. »Sind wir zurück am Boden, liegt der Alltag plötzlich wieder mit uns auf Augenhöhe.«
Marius schaute zur Tür des Cafés. »Da ist was dran«, bestätigte er seufzend. »Seit ich zu Mina gezogen bin, kommt etwas in mir hoch, das ich bisher nicht kannte – und das ich ehrlich gesagt nicht sonderlich mag.« Er sah Ben für einen Moment in die Augen und ein warmes Gefühl von tiefem Vertrauen stieg in ihm auf. »Keine Ahnung, warum ich dich direkt mit meinen Problemen überfalle, obwohl wir uns so lange nicht gesehen haben. Irgendwie fühlt es sich gerade richtig an.«
»Dann ist es das vermutlich auch«, antwortete Ben lächelnd.
»Ich bin furchtbar eifersüchtig«, platzte es aus Marius ohne Umschweife heraus. »Wenn sie sich abends mit einer Freundin trifft, frage ich mich sofort, ob sie wirklich dort ist. Sitzt sie mit dem Smartphone auf dem Sofa, will ich wissen, wem sie schreibt. Dieser verdammte Drang macht mich wahnsinnig.«
»Glaubst du, dein Misstrauen ist berechtigt?«
Marius schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht. Sie hat mir nie einen Grund dafür gegeben und ist inzwischen echt genervt. In den Momenten fürchte ich, sie zu verlieren, was meine Eifersucht noch weiter verstärkt.«
»Ein Teufelskreis«, stellte Ben fest.
»Ja, und ich bin mitten drin.«
Möchtest du mehr über die Wunderfrage erfahren? Hier geht´s zum Blog-Artikel »Die Wunderfrage als Problemlöser«.
Stell dir die Wunderfrage – jederzeit, an jedem Ort
»Hast du es mal mit der Wunderfrage versucht?«, wollte Ben wissen.
»Mit der Wunderfrage? Was soll das sein?«
Ben lehnte sich in seinem Stuhl zurück und umfasste die warme Kaffeetasse mit beiden Händen. »Leg dich schlafen«, sagte er.
»Schlafen? Hier? Im Café?« Marius zog die Augenbrauen hoch.
»Ja«, antwortete Ben. Er nahm die Tasse vom Tisch und klopfte anschließend auf die Platte. »Bitte schön, jetzt ist ausreichend Platz.«
Marius zögerte. Bens kreative Herangehensweisen waren ihm von der gemeinsamen Ballonfahrt gut in Erinnerung geblieben – hatten sie ihn doch immer wieder zum Nachdenken gebracht. »Also gut«, stimmte er schließlich zu, legte die Arme überkreuz auf die Tischplatte und bettete seinen Kopf darauf. Die Unterhaltungen der anderen Gäste um ihn herum verschwammen zu einem unverständlichen Gemurmel, während er auf weitere Anweisungen wartete. Als keine erfolgten öffnete er die Augen.
Ben strahlte ihn an. »Guten Morgen«, begrüßte er ihn, als würden sie sich an diesem Tag zum ersten Mal sehen.
Marius richtete sich langsam auf. »Guten Morgen«, brummte er. »Wie lange habe ich hier gelegen?«
»Etwa fünf Minuten. Aber in der Zwischenzeit hat sich einiges verändert. Wir sind hier nämlich im Café der Wunder.«
Gut zu wissen: Marius und Ben lernten sich auf einer Ballonfahrt in dem Buch 10 STORIES of life »Glücklichsein« kennen. Mit zehn inspirierenden Erzählungen begleitete Ben ihn und seine Schwester Stella darin auf der Suche nach Antworten zu ihren Fragen des Lebens.
Lösungsorientiertes Denken im Café der Wunder. Foto: Free-Photos / pixabay
Die Wunderfrage zeigt unsere Zukunft
»Café der Wunder«, wiederholte Marius Bens Worte. »Und was ist während meiner mentalen Abwesenheit Magisches geschehen?«
»Nehmen wir an, deine Eifersucht sei wie von Zauberhand verschwunden. Woran würde Mina das merken?«
Marius fuhr sich durchs Haar und dachte kurz nach. »Ich wäre entspannter und würde keine blöden Kontrollfragen mehr stellen.«
»Wie würde sie darauf wohl reagieren?«
»Sicher sehr erfreut. Ich glaube, mein Misstrauen ist inzwischen eine ganz schöne Belastung.«
»Wie zeigt sie ihre Freude normalerweise?«
Marius lächelte. »Ihre Augen funkeln dann richtig und die kleine Narbe auf der Wange verschmilzt mit ihren Grübchen.«
»Das ist eine schöne Vorstellung«, antwortete Ben. »Und was würde sich dadurch bei dir verändern?«
»Mein Magen und meine Nerven würden weniger verrückt spielen, sobald Mina mit jemandem chattet oder etwas später heimkommt.«
»Wie wäre das für dich?«
»Eine riesen Erleichterung! Diese dauernde Anspannung ist echt anstrengend, ich hätte endlich den Kopf frei und könnte die Zeit mir ihr genießen.«
Ben nickte. »Wie fühlt sich das an?«
Marius strahlte. »Toll!«
»Was würdest du als Erstes tun, wenn die Eifersucht weg wäre?«
»Mina in den Arm nehmen und ihr dann mit einem guten Gefühl ihren Freiraum lassen.«
Ergebnisse der Wunderfrage ankern
»Schließe noch einmal die Augen«, sagte Ben und Marius folgte der Bitte, ohne zu zögern. »Nun stell dir genau vor, was du mir eben beschrieben hast, und achte darauf, was du empfindest.« Ben ließ Marius Zeit, in seine Gefühlswelt einzutauchen, bevor der fortfuhr. »Nun drück dir selbst mit dem Daumen auf den Unterarm und fühl dich dabei weiter in die Situation ein.«
Als Marius die Augen wieder öffnete, betrachtete Ben ihn zufrieden. »Wiederhole das in den nächsten Tagen am besten immer wieder, um es fest zu verankern«, schlug er vor. »Und sobald die Eifersucht erneut in dir hochkommt, drücke auf den gleichen Punkt wie eben. Lässt du dich darauf ein, kehren die gespeicherten Emotionen zurück und helfen dir aus dem Tief heraus.«
Marius nickte. »Das klingt machbar. Vielleicht bekomme ich meine Gefühle damit wirklich in den Griff.«
»Zumindest ist es einen Versuch wert«, meinte Ben.
Als die Tür aufschwang, wanderte sein Blick zum Eingang. Eine junge Frau betrat das Café. Marius sprang auf. »Und jetzt möchte ich dir gerne Mina vorstellen«, rief er und lief mit offenen Armen auf seine Freundin zu.
Möchtest du mehr über die Wunderfrage erfahren? Hier geht´s zum Blog-Artikel »Die Wunderfrage als Problemlöser«.
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