Es gibt zwei Arten der Veränderung: Entweder suchen wir freiwillig nach neuen Wegen und bleiben so am Ball oder äußere Umstände zwingen uns irgendwann dazu. In meiner Fabel »Der Ziegenpfad« habe ich dieses Phänomen, das in der heutigen Zeit zutreffender ist als jemals zuvor, bereits aufgegriffen. Schauen wir uns mal näher an, warum wir gut daran tun, den Hintern aus eigenem Antrieb hochzukriegen und über den Tellerrand unseres eingefahrenen Lebens hinauszuschauen.
Veränderung gehört zum Kreislauf des Lebens. Um diese Tatsache kommen wir nicht herum, doch wie wir damit umgehen, liegt allein in unserer Hand. Foto: Ulrike Leone / pixabay
Freiwillige vs. erzwungene Veränderung
Alte Gewohnheiten sind bequem, darum ruhen wir uns gerne auf ihnen aus. Die Partnerschaft hat immer so funktioniert, wieso sollte sie das nicht weiterhin tun? Der Job läuft seit Jahren in dieser Weise, wofür braucht es also Veränderung? Wie ausgeprägt diese Trägheit ist, hängt von der jeweiligen Veranlagung ab und variiert von Mensch zu Mensch stark. Veränderung kann anstrengen, deshalb ist die Hängemattentaktik für kurze Zeit durchaus vertretbar – jeder benötigt mal eine Auszeit.
Wir brauchen Pausen zur Erholung, keine Frage. Wird das jedoch zum Dauerzustand, erwischt uns die Veränderung um uns herum am Ende kalt. Foto: Zhang Kenny / unsplash
Doch etabliert sich die Bewegungslosigkeit als Dauerzustand in unserem Leben, stehen wir bald vor einem Problem, denn es gibt exakt zwei Wahlmöglichkeiten. Wir können die Entwicklungen in der Welt betrachten und freiwillig nach Wegen Ausschau halten, die zu uns passen und auf denen wir uns Stück für Stück voran bewegen. Oder wir bleiben, wo wir sind, und hoffen, dass sich der Fortschritt einmal im Kreis dreht und anschließend alles wieder so ist wie vorher. Leider wird Letzteres aus einem bestimmten Grund nicht geschehen: Die Weiterentwicklung um uns herum steht NIEMALS still, sie bewegt sich in rasantem Tempo vorwärts. Das ganze Leben ist ebenso wie die Natur ständiger Veränderung unterworfen, ob uns das gefällt oder nicht. Fazit: Wählen wir für uns den Stillstand, werden wir irgendwann von äußeren Umständen dazu gezwungen, unser Verhalten anzupassen. Nur können wir uns den Weg dann nicht mehr selbst aussuchen, sondern bekommen ihn höchstwahrscheinlich vorgegeben.
Widerstand gegen Veränderung
Haben wir nun trotzdem so lange abgewartet und die Füße hochgelegt bis äußere Umstände unsere Veränderung erzwingen, sträuben wir uns unterbewusst automatisch dagegen. Als überzeugtes »Gewohnheitstier« wollen wir den Status quo auf keinen Fall gefährden. Unser Reptiliengehirn, in dem die Urinstinkte wohnen, denkt: »Sicher ist sicher! Wer weiß, was da sonst auf mich zukommt!«, und fährt die Krallen zur Verteidigung des Ist-Zustands aus. Sich als einzelne Person gegen den Fortschritt zu stemmen, ist jedoch ein energieraubender Kampf, den auf Dauer niemand gewinnen kann. Am Ende stehen meist Hilflosigkeit, Ohnmacht und Frustration. Keiner wird gerne zu etwas gezwungen, das ihm widerstrebt. Dem beugen wir vor, indem wir den Kopf aus dem Sand ziehen und bereits im Vorfeld schauen, welche Veränderung nötig ist. Einerseits, um den Anschluss nicht zu verlieren, aber auch um den vor sich gehenden Wandel überhaupt erst wahrzunehmen.
Veränderung aktiv anstoßen: Nehmen wir die Zügel in die Hand, bevor es jemand anders für uns tut. Foto: Gerd Altmann / pixabay
Muss Veränderung immer wehtun?
Zwar bietet der Alltagstrott vorübergehend das beruhigende Gefühl vermeintlicher Sicherheit, doch ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Realität uns einholt und vor vollendete Tatsachen stellt. Neben der Bequemlichkeit ist die Angst vor dem Unbekannten und das Risiko des Versagens bei vielen der Hauptgrund, um lieber alles beim Alten zu belassen. Häufig bewegt der Mensch sich deshalb erst, wenn es nicht mehr anderes geht. Das wird besonders bei der Veränderung nach Trennung oder der Veränderung nach Burnout sichtbar. In beiden Fällen müssen wir uns komplett neu aufstellen. Ob wir das wollen oder nicht spielt dann keine Rolle mehr, da wir zu lange gewartet und die Entscheidung äußeren Einflüssen überlassen haben.
Der innere Widerstand gegen den Wandel und die daraus entstehenden Konsequenzen sind das, was richtig wehtut. Sobald wir es jedoch schaffen, den Fokus auf die Veränderung als Chance zu lenken, kommen wir zurück in die Selbstbestimmung. Nur so zerschneiden wir die Fäden der fremdgesteuerten Marionette, zu der wir durch unsere eigene Untätigkeit geworden sind.
Das Geheimnis der Veränderung ist, seine ganze Energie darauf zu fokussieren, nicht das Alte zu bekämpfen, sondern das Neue zu errichten. Dan Millmann – Trampolin-Weltmeister, Sportlehrer und Autor
Magst du Fabeln und Kurzgeschichten? Dann ist meine Erzählung »Die Ente am See« bestimmt etwas für dich. Darin meint die Ente Enie, an ihrem Heimatsee bereits alles gesehen zu haben und die Welt um sich herum zu verstehen – bis sie eines Tages auf eine Schwanenfamilie trifft.
Du möchtest mehr davon? Dann schau dir hier meine neuesten Blog-Beiträge in der Kategorie »Selbstcoaching« und »Wissen2go« an:
Veränderung im Leben: Freiwillig oder erzwungen – was wählst du?
Es gibt zwei Arten der Veränderung: Entweder suchen wir freiwillig nach neuen Wegen oder äußere Umstände zwingen uns irgendwann dazu. Schauen wir uns an, warum wir gut daran tun, den Hintern aus eigenem Antrieb hochzukriegen und über den Tellerrand unseres eingefahrenen Lebens hinauszuschauen.
Gefühlsausbrüche im Griff: Warum wir einfach explodieren
Überrollt uns ein Gefühlsausbruch, ist es oft schwer, ihn mit logischem Verstand wieder einzufangen. Warum übernehmen Emotionen eigentlich einfach die Kontrolle über uns? Die Antwort darauf ist der Schlüssel zur Lösung.
Nein sagen lernen – 4 Tipps zum Selbstcoaching
Es ist schon verdammt schwer, eine Bitte oder Einladung abzulehnen, ohne unserem Gegenüber damit auf die Füße zu treten, oder? Doch das können wir lernen – ohne schlechtes Gewissen, ohne Angst vor den Konsequenzen.
Hinterlasse einen Kommentar